Gemeinsamer Gottesdienst mit der Kirchengemeinde Allendorf zum Gedenken an die Ausgründung von Allendorf vor 700 Jahren

Im Jahr 1323 wurde die Pfarrei Allendorf gegründet, der Ort kirchlich unabhängig vom heutigen Stadtteil Winnen. An dieses Ereignis wurde am Sonntag, dem 24. September 2023, erinnert. 700 Jahre nach der Trennung stehen beide Kirchengemeinden erneut vor großen Umbrüchen - in Winnen wird es sogar bald keine Pfarrstelle mehr geben.

Als Werner Heibertshausen sich mal wieder durch Allendorfer Archivbestände grub, weckte dieser Vermerk seine Aufmerksamkeit: Die Abschrift einer Urkunde sei mit dem Hinweis »sehr wichtig!« versehen gewesen, berichtet der 85-jährige Heimatkundler.

Er ließ das Dokument übersetzen - und staunte über den Inhalt: Der Erlass des Landgrafen Otto I. von 1323 billigt dem »Flecken« Allendorf, der kirchlich bis dahin Winnen zugeordnet war, eine eigene Pfarrei zu. Allendorf erhielt einen eigenen Pfarrer und mehr Eigenständigkeit - vor genau 700 Jahren.

Dass dieser Schritt nötig war, hatten die Allendorfer nachvollziehbar begründet: Zuvor mussten sie ihre Toten zur Beerdigung den Berg hinauf bis nach Winnen tragen, bei Wind und Wetter. Und auch die Priester in Winnen beklagten, dass der Weg zur damals kleinen Kapelle in Allendorf zu beschwerlich sei.

»Die Höhen waren zuerst besiedelt«, dort hätten einst bedeutende Handelswege entlang geführt, so Heibertshausen. »Winnen war früher wichtiger als Allendorf.« Doch über die Jahrhunderte hat sich das Verhältnis der Orte zueinander gewaltig gewandelt - sie haben quasi Rollen getauscht: 1370 erhielt Allendorf Stadtrechte, seit der Gebietsreform ist Winnen ein Stadtteil der politischen Gemeinde.

Kirchlich gingen die seit der Reformation protestantischen Gemeinden getrennte Wege, gehörten teils unterschiedlichen Landgrafschaften an. Und wenn am Sonntag einige Allendorfer nach Winnen laufen, um an den beschwerlichen Gang der Ahnen zu erinnern, werden sie auch eine unsichtbare Grenze überschreiten: Die zwischen den heutigen Landeskirchen Hessen-Nassau (Allendorf) und Kurhessen-Waldeck (Winnen).

»Die Kirchengrenzen beeinflussen meine Arbeit«, sagt Judith Asmus, seit 2009 Pfarrerin in Winnen. Berührungspunkte habe sie vor allem mit Kollegen in Ebsdorfergrund, »aber die Menschen hier leben Gemeinschaft im Lumdatal«. So nähmen immer mal wieder Kinder aus Winnen am Konfirmandenunterricht in Allendorf teil - oder umgekehrt.

Nach einem Artikel in der 'Gießener Allgemeine' von Jonas Wissner

 


Der Posaunenchor der Kirchengemeinde Allendorf empfängt die Allendorfer, die zu Fuß kommen, um den Weg Ihrer Ahnen nachzuvollziehen.


                         Singkreis und Posaunenchor aus Allendorf gestalten den Gottesdienst mit.



             Nach dem Gottesdienst gibt es beim Würstchengrillen viel Zeit für gute Gespräche.

 

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